Vollerwerb

22.10.2013 12:59
#1
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Meister

Moin zusammen,

wollte einfach mal so in die Runde fragen, wie ihr zum Thema Vollerwerbslandwirtschaft steht.
Was meint ihr, sollte man das gar nicht machen, wenn ja, ab welcher Betriebsgröße bzw. wieviel muss
monatlich unterm Strich hängen bleiben?
Ab welcher Betriebsgröße wird der Nebenerwerb mehr zur Last als zum schönen Hobby?
Bin mal auf eure Meinungen gespannt.

Gruß Sebastian


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22.10.2013 18:53
#2
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Geselle

Nja das kommt ja auf dein Job in der Firma an,wie viel Zeit du anschließend hast mein ich.
Ich meine man kann keine 20Ha im Nebenerwerb bewirtschaften ohne das es zu großer Last wird,wenn mann erst um 18 Uhr oder so Heim kommt.
Und wenn mann dann keine gescheiden Maschinen hat,kannste es auch vergessen,weil da machts auch kein Spass auf Feld rum zu fahren find ich aber jeder mensch ist ja anderst.
10 bis 20Ha im Nebenerwerb find ich in ordnug aber das muss ja jeder selber wiesen wieviel man bewirtschaften möchte oder ?

Ab welcher Betriebsgröße mann haben muss um was zu verdienen kann ich dir Leider nicht sagen,kenn mich da jetz nicht so gut aus drum sag ich zu dem Thema nichts.

MFG Philipp


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22.10.2013 23:25
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#3
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Profi

Hallo Sebastian,
das ist eine gute Frage, die auch ich mal versuche zu beantworten....

Frage bezügl. Vollerwerb:
Da ich deinen Betrieb ein wenig kennengelernt habe (durch andere Beiträge im "alten Forum") frage ich jetzt mal wie deine Eltern/Ihr jetzt so über die Runden kommen ?? Ich denke, das Euer Betrieb jetzt im Vollerwerb geführt wird... ??
Faustformel für einen gut geführten Vollerwerbsbetrieb ist für mich auf´s Jahr gerechnet: Man hat eine Ernte auf dem Acker, eine Ernte auf dem Dachboden und eine Ernte auf der Bank
Zudem ist mich mich auf lange Sicht entscheidend: Wenn deine Eltern nicht mehr können oder da sind, kannst du die Arbeiten ggf. alleine Bewältigen ? Dann kommt die Frage nach Gebäuden, die ggf. saniert oder neu gebaut werden müssen (grade bei Viehzucht)... Können solche zukünftigen Kosten von der Landwirtschaft getragen werden ??
Der Bereich Landwirtschaft (ob Ackerbau, Grünland und Viehzucht) ist aus meiner Sicht zur Zeit ein sehr hart umkämpfter Markt, der so gut wie keine Fehler in der Ernte mehr zulässt. Zudem ist alles so darauf ausgelegt, das man möglichst viel Ertrag haben muss um einigermaßen gut zu wirtschaften. Die Preise für Erträge sind da doch sehr schwankend wo hingegen die Preise für den Einkauf relativ hoch sind und sicherlich noch mehr ansteigen werden..

Also wenn du mein Sohnemann wärst dann würde ich dir den guten Rat geben: Lern noch was anderes dazu damit du mal eine Ausweichmöglichkeit hast, falls es mit der Vollerwerbslandwirtschaft langsam bergab geht... Eine Vollerwerbslandwirtschaft im Nebenerwerb laufen zu lassen kann man machen, solange deine Eltern die anfallenden Arbeiten noch selber erledigen können. Wenn die allerdings mal ausfallen, dann wirst du eine Vollerwerbslandwirtschaft mit Viehzucht auf dauer nicht allein im Nebenerwerb bewältigen können.
Ich sprech da aus Erfahrung.

Deine Frage zum Nebenwerb:
Einen Landwirtschaftlichen Betrieb bis zu einer gewissen Größe ohne Viehzucht kann man sicherlich gut im Nebenerwerb weiterführen. Da ist dann allerdings auch noch Abzuwägen, was man im Nebenerwerb bewirtschaften kann. Kartoffelanbau im großen Stil ist da sicherlich nicht der Burner. Aber ich denke, wenn man Mais als Getreide oder für eine Biogasanlage anbaut, dazu noch Winter- und/oder Sommergetreide hat, wird man sicherlich so einen Landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb führen können. Landwirtschaft im Nebenerwerb heißt dann aber auch, das man nach Möglichkeit nur auf seinen eigenen Flächen wirtschaftet und den Unkostenfaktor PACHT-Land weg läßt... Auch da spreche ich aus eigener Erfahrung...

Ganz wichtig bei deiner Entscheidung ist allerdings: Man(n) muss Bock dazu haben sowas auf Dauer auch allein zu bewirtschaften.

Lieben Gruß Alfred

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23.10.2013 08:35
#4
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Meister

Hallo Alfred,
unser Betrieb war schon immer ein Vollerwerbsbetrieb, den mein Vater auch momentan als solchen weiterführt.
Ich persönlich habe Industriemechaniker gelernt, was durchaus richtig und auch notwendig war.
Von 35 Milchkühen mit 2 Familien leben zu können, wird nicht möglich sein, das ist einfach zu wenig.
Trotzdem kommt für mich auf dauer nur ein Vollerwerb infrage....das ist mein Ding und das will ich auch umsetzen, da gibts schon verschiedene Pläne...
Was es allerdings überhaupt erst möglich macht, dass unser Betrieb so klein funktioniert ist, dass wir keinen millionenteuren Stall gebaut haben
und eben alte Maschinen fahren, die ich selbst reparieren kann. Also kein monatlicher Abtrag für Stall oder Maschinen, das ist ein wesentlicher Vorteil.
Noch dazu kommt, dass wir uns durch die Bio-Umstellung unabhängig von den Düngemittel- und Pflanzenschutzkonzernen gemacht haben,
denn die diktieren den Preis, dann heißts kaufen oder lassen, friss oder stirb. Unsern Klee, Mist und Striegel juckt das reichlich wenig ;-)
Das erstmal dazu.

Aber was mich auch interessiert ist:
Ich kenne mehrere Leute, die zwischen 60 und 80 ha mit Viehzucht bzw Mast im Nebenerwerb bewirtschaften.
Die Ernte und Aussaht läuft da fast nur bei Nacht und ohne die jugendlichen Helferlein aus dem Ort würde es gar nicht funktionieren.
Daher meine Frage, wieso tut man sich sowas an? Also Landwirtschaft gerade im Nebenerwerb sollte doch irgendwo Spaß machen und nicht im
endlosen Stress ausarten. Es sei denn, man arbeitet keine 8 Stunden am Tag, man geht quasi nur arbeiten um die Sozialabgaben bezahlt zu haben,
das wäre für mich ein akzeptabler Kompromiss, ansonsten entweder Vollerwerb oder nur so viel, dass es locker zu machen ist.
Schließlich sind wir Menschen und keine Maschinen, oder?

Gruß Sebastian


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30.10.2013 08:12 (zuletzt bearbeitet: 30.10.2013 08:16)
#5
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Meister

Hierzu muss natürlich noch gesagt werden, dass es ja viel ausmacht, wie man technisch ausgestattet ist...mit nem 40 PS Schlepper und nem 2Schar Pflug braucht man keine 40 ha Ackerbau im
Nebenerwerb zu machen. Ich persönlich bin vom Vollerwerb so begeistert, weil ich in meiner Lehre und auch in den 2 Jahren Berufstätigkeit danach immer schlechte Erfahrungen
gemacht habe. Die Chefs hatten da für die Landwirtschaft immer wenig Verständnis, wenn ich mal 2-3 Tage Urlaub haben wollte, kam dann der Satz: Der Urlaub ist zum Erholen da, nicht zum
Arbeiten daheim! Nimm gleich ne ganze Woche und ruh dich, damit du fit für die Firma bist! Oder ich habe eben kein Urlaub genehmigt bekommen. Und ewig der Satz: Wo verdienst du dein Geld, hier oder zuhause??!!!
Mich hat das immer so richtig angekotzt. Vor allem wenn ich in der Firma in der Halle an der Werkbank stand, die Sonne schien
und ich nicht weg konnte....Daher kommt für mich auf Dauer in der Größe ab 50ha nur ein Vollerwerb in Frage.
Was meint ihr dazu bzw. welche Erfahrungen habt ihr da so gemacht?

Gruß Sebastian


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30.10.2013 20:29
#6
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Profi

Hallo Sebastian,
das muß schon zueinander passen wenn Landwirtschaft im Nebenerwerb betrieben wird. Der Arbeitgeber muß es auch tolerieren das eine Nebenarbeit getätigt wird. In meinem Betrieb wo ich arbeite will der Arbeitgeber informiert sein wenn die Mitarbeiter noch anderweitig Geld dazuverdienen. Er hat nichts dagegen wenn Mitarbeiter Landwirtschaft betreiben. Sie müssen halt ihre Arbeit erledigen. Bei mir im Betrieb sind ca 10 Nebenerwerbslandwirte beschäftigt und auch einige Mitarbeiter haben noch andere Nebentätigkeiten wie Fahrer beim Lohnunternehmen, Gärtner, Reifenhandel als Kleingewerbe usw. Wir sind ein Schichtbetrieb wo zum Teil in drei Schichten gearbeitet wird. Bislang ist es noch zu keinem Konflikt gekommen es ist halt auch ein geben und nehmen was von beiden Seiten gut funktioniert.
Die eigentliche Betriebsgröße ab wann Vollerwerb oder Nebenerwerb sinnvoll ist, hängt auch von der Betriebsstruktur ab. Da ist jeder Betrieb verschieden. Und auch mit was für ein Monatliches Einkommen der Betrieb auskommen will. Viele Nebenerwerber haben so gute Jobs das sie es eigentlich gar nicht nötig hätten die Landwirtschaft noch nebenbei zu machen. Aber wer sieht schon gerne den Nachbarn auf seine Flächen ackern. Und für mich ist es ein super Ausgleich neben der Haupttätigkeit. Da bin ich noch mein eigener Herr. Im Nebenerwerb muß die täglich sich wiederholende Arbeit wie das Vieh versorgen auch zu schaffen sein mit pünktlichen Feierabend um auch noch ein Familienleben zu gewährleisten. Arbeitsspitzen wie Ernte und Bestellarbeiten dürfen nicht zu viel sein. Dann muß halt mal der Lohner etwas mehr ran oder es müssen Aushilfen die Arbeit erledigen.
Im Vollerwerb heißt es auch immer wachsen oder weichen. Das nimmt kein Ende. Und irgend wann wächst es dem Vollerwerber über dem Kopf weil er selbst die Arbeit nicht mehr stemmen kann. Nur ist es noch nicht soviel das er sich einen Angestellten leisten kann. Auf dem Acker kommt er selbst gar nicht mehr. Entweder macht es der Lohner oder irgend welche Jungs aus der Nachbarschaft. Mein Entschluß war dann den 5000 Maststall baust du nicht, sondern gehst die Zeit wo anders fremdes Geld mit zu verdienen. Meine Landwirtschaft lebt so weiter und meine Tiere können den Erhalt der Gebäude und auch zusätzliche Investitionen in der Landwirtschaft gut bezahlen. Denn von der Abschreibung kann und darf der Betrieb nicht leben.
Gruß Uli


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30.10.2013 22:41
#7
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Meister

Hallo Uli,
also ich muss dir bei deinen Gedanken völlig recht geben, absolut.
Ich habe halt bisher nur schlechte Erfahrungen mit Nebenerwerb gemacht und bin daher etwas gebrandmarkt.
Damit mich mein Vater voll und ganz bezahlen könnte, müsste er auch noch mindestens 20 Kühe mehr halten....
wir arbeiten dran, dass das in Zukunft hoffentlich klappt, ich muss allerdings dazusagen, bei uns artet das nicht wie bei
vielen anderen Vollerwerblern in Arbeit rund um die Uhr aus, abends ist außer der Ernte immer um halb 8 Feierabend und morgens
ist auch keiner vor 7 Uhr im Stall. Und ganz wichtig, der Sonntag ist ein Feiertag und wird auch bei uns so gehandhabt, da läuft außer Heu Pressen oder Dreschen
garnichts...Wir haben halt nicht groß investiert, dass wir wie andere Vollerwerbslandwirte einen Stall mit 1,5 Mio€ abzubezahlen hätten und auch kein Fendt für über 100.000€
Die Kühe, die er nur für den Abtrag melkt, halten wir eben weniger...
Ich sehe der Zukunft da ganz zuversichtlich entgegen, dass das mal hinhaut, dass wir mit 2 Familien davon leben können, wenn sich der Biomilch-Preis so hält wie momentan,
dann wäre das sicherlich möglich. Wenn es gar nicht anders geht muss ich eben in den sauren Apfel beißen und auch arbeiten gehen, aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit;-)

Gruß Sebastian


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05.11.2013 13:20
#8
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Profi

Hallo Sebastian,
hast du auch eine Landwirtschafts Lehre gemacht oder lernst du jeden Tag vom Vater. Was ich auf jeden fall machen würde ist noch die Handelsschule besuchen. Da wirst du Betriebswirtschaftlich richtig fit gemacht was in der heutigen Zeit sehr wichtig ist. Da kennst du dann dein Betriebsergebnis ganz genau und weißt auch an welchen kleinen Schrauben du drehen mußt um ein noch besseres Ergenis zu erzielen.
Gruß Uli


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05.11.2013 14:24
#9
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Meister

Hallo Uli,
ich habe Industriemechaniker gelernt.
Mein Opa und mein Vater sind beides gelernte Landwirte, um das Fachliche mache ich mir da weniger Gedanken.
Der Gedanke mit der Handelsschule ist garnicht so verkehrt, muss ich mal mit meinem Vater drüber reden.

Gruß Sebastian


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11.01.2014 21:59
#10
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Geselle

Meiner Meinung nach verdient man mit einem gut laufenden Nebenerwerbsbetrieb mehr als mit einem schlecht laufenden Vollerwerbsbetrieb!
Weiterhin sollten die 2 Einnahmequellen strikt voneinander getrennt werden (also keine Querfinanzierung). Wenn ich von meinem Job laufend Geld in die Landwirtschaft investieren müsste (=Landwirtschaft trägt sich nicht selber), würde ich lieber meine Fläche verpachten, da hab ich dann mehr davon.

Die Landwirtschaft im Nebenerwerb muss einem halt Spass machen und darf nicht zur Last werden. Und wenn dann noch der ein oder andere Euro liegen bleibt, hey, ist doch geil!

Wir betreiben unseren Betrieb seit 18 Jahren auch im Nebenerwerb, davor lief er im Vollerwerb.

Silieren/Heuen/Strohholen wird bei uns, wenn das Wetter mitspielt, halt dementsprechend auf das Wochenende gelegt. Klar, manchmal wäre einem bei 30°C Motorradfahren lieber als Silowalzen, aber 1. ist das ja auch nur alle 6 Wochen, 2. macht es auch Spass und 3. jeden Lohnunternehmer den wir nicht brauchen schreibt auch keine Rechnung ;-) Denn nur so ist die Nebenerwerbslandwirtschaft wirklich "tragbar", wenn alle Familienmitglieder Hand in Hand arbeiten.

Bei meinen bisherigen Arbeitgebern hatte ich noch nie das Problem dass ich nicht hätte kurzfristig mal 1 Tag Urlaub machen können (Zitat: "Solange deine Arbeit nicht darunter leidet kannst auch 1 Woche daheim bleiben :) ). Im Gegenteil, mir wurde aufgrund der elterlichen Landwirtschaft viel mehr Vertrauen entgegengebracht! Da ist man als 16 jähriger Lehrbub halt auch mal kurz in den Geschäfts T4 gestiegen und ist mal kurz 200m vor gefahren, oder hat sich mal kurz auf den Radlader gehockt und den LKW abgeladen ("Tobi, i glaub du kannst alles fahren was en Motor hat!!"), da wir halt von Haus aus viel weniger Berührungsängste mit technischen Sachen haben als einer der aus der Stadt kommt.


So, aber nun zurück zum Thema:

Wie sieht es denn bei euch mit der Fläche aus? Hast du genug Fläche zur Verfügung dass du um 50% expandieren könntest? Oder bist du viel auf Pachtfläche angewiesen? Du musst aber auch bedenken, dass mehr Fläche auch evlt. größere Maschinen bedeuten (Stichwort 24h Silage). Da ist das Mähwerk zu klein, für das neue ist dann der Schlepper zu klein, usw.....


Überleg dir das gut! Die Landwirte lernen in de Ausbildung auch solche Wachstumsschritte zu berechnen (Kosten-Nutzen-Faktor), evlt. kannst du bie der Ldw.kammer mal anfragen ob die da mal Unterlagen dazu haben?!


P.s.: Ich habe mich (für mich persönlich) gegen die Landwirtschaft entschieden, da eben mein Bruder Agrarwissenschaften studiert und er auch eher den Draht zu den Tieren hat. Mithilfe im Stall und auch bei der Ernte ist keine Frage, aber wie gesagt, dass muss jeder für sich selber entscheiden (und dann aber auch mit seiner Entscheidung leben können!).

Gruß Tobi

Ich brauche keinen Hut, mein Trac hat schon 6 Zylinder :-)

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02.03.2014 21:25
#11
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Lehrling

Also ge ich meinen Senf auch dazu.

Unser Betrieb ist seit 1902 ein Vollerwerbsbetrieb.
Alle Folgenden Generationen haben entweder alte Wirtschaftsgebäude abgerissen oder Saniert.
wir haben z.b. in 1964 einen neuen Schuppen gebaut,1968 am Stall angebaut, 1972 ein neues Wohnhaus gebaut, 1977 die Getreidehalle. Dann war bis 1985 erstmal "Ruhe" In 85 wurde der Stall aus 68 Angesteckt (Brandstiftung) und im selben Jahr wieder Aufgebaut, nochmal 10 Meter länger als zuvor. Mein Vater hat seit er den Hof übernommen hat, Wohnhaus und die alten Wirtschaftsgebäude saniert. Und die Dächer mit Photovoltaik versehen .
So muss jede Generation sehen was ansteht. Wenn gerade keine neuen Investitionen nötig sind, ist das eig. immer ganz gut.


wir haben 80 Hektar Gesamtfläche wovon 30 Grünland und 50 Ackerland sind. Mein Vater kann Ohne 2. Standbein eig. ohne Probleme eine 6 Köpfige Familie durchbringen, auch wenn jetz keine großen Reisen oder sowas drinne sind.Klassenfahrten undso alles kein Problem, mal alle 2 Jahre nach Italien oder Spanien für ne woche oder so, Ich kann mit leben;)
Ich werde das ja alles mal übernehmen und so kommt für mich wenn ja auch nur ein Vollerwerbsbetrieb infrage. (Entweder ex oder Arschloch passt grad als beispiel :D )
Auch ich werde für mich sehen ,müssen wie ich über die Runden komme. KLAR ist auf Jedenfall:

BEI SINKENDEN PREISEN FÜR DAS ERZEUGTE, MÜSSEN SICH DIE BETRIEBE ENTWEDER DURCH ZUPACHT ODER NEUKAUF VON FLÄCHEN ERWEITERN ODER IHREN GANZ EIGENEN WEG GEHEN,SPRICH DAS MACHEN,WAS NICHT ALLE MACHEN.

Mein Vater hat den Betrieb in 2000 mit 60 Hektar Übernommen und in 14 Jahren 20 Hektar dazugekauft. So wird es mir als nächste GEneration auch gehen. Wenn ich mcih nicht vergrößer, werde ich früher oder Später aufhören müssen.

Nebenerwerbsbetriebe sollten nicht mehr als 20 Hektar bewirtschaften, da ich finde das das schon ichtmehr Hobby sein kann.... Vollerwerb lohnt sich ja eig. erst ab 150-180 Hektar, aber wie man sieht, geht es ja auch mit 80 :D

Fendt= Für Ernteeinsätze nicht dauerhaft Tauglich.

Gang Groß,Gang Klein Vario? DAS BRAUCHT KEIN SCHWEIN!!!!

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02.03.2014 22:34
avatar  844er
#12
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Profi

Hallo

DAS entwickelt sich hier ja zu einem wirklich interessantem Beitrag.

Als ich damals mitte der 80er zur Berufsschule (Fachrichtung Agrar) gegangen bin sagten uns die alt eingesessenen Lehrer an der Schule immer: Ich warne alle vor der Eingleisigkeit.
Soll heißen: Macht niemals den Fehler und spezialisiert euch auf einen Bereich der Tierhaltung. Fahrt besser Mehrgleisig. Denn es wird nie passieren, das -wenn ihr Bullen, Schweine, Kühe usw. habt- es in allen Bereichen auf einmal schlecht läuft.


Heutzutage sieht das -jedenfalls bei uns in der Gegend- ganz anders aus. Da ist genau DAS eingetreten, wovor man damals eigentlich gewarnt hat. Hier gibt es -was die Tierzucht anbelangt- entweder nur Hänchenmastbetriebe, Putenmastbetriebe, Schweinemastbetriebe. Die Verwendung der Mehrgleisigkeit hat sich dahingehend verändert, das viele große Betriebe eine weitere Einnahmequelle in Form von Biogasanlagen oder Photovoltaik angeschafft haben..

Was eine Bäuerliche Landwirtschaft anbelangt, so sehe ich für die Zukunft nur noch alles in GROSS und hoffe, das wir für die Zukunft keine ehemaligen DDR Zustände bekommen, was die Landwirtschaft der Zukunft anbelangt.

Gruß Alfred

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03.03.2014 21:24
#13
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Meister

Nabend zusammen,

also eure Überlegungen sind absolut Hieb- und Stichfest, Vollerwerb macht in der Regel nicht reich,
und Nebenerwerb lässt nunmal kein Faulenzen zu.
Ganz klar ist auch, dass Nebenerwerbs- bzw Hobbylandwirte das ganze in der Landwirtschaft verdiente Geld wieder in Maschinen etc. investieren können.
Bei uns in der Gegend sind die Nebenerwerbsbetriebe oftmals SEHR VIEL BESSER maschinell ausgestattet, als die Vollerwerber, liegt aber auch zum Teil daran,
wenn der Nebenerwerbslandwirt von der Arbeit kommt, MUSS alles laufen wie geschmiert.
Mein Nachbar macht ca 75 ha mit Mutterkuhhaltung und Ackerbau im Nebenerwerb und muss sich immer Leute aus dem Dorf holen, die helfen und
er hats auch sonst immer eilig weil dies und das eben nach der Arbeit noch erledigt werden muss, sehr oft bis spät in die Nacht, zumindest in der Aussaht und der Ernte.
Das wäre nichts für mich, dann lieber 20 ha in aller Gemütlichkeit und Spaß an der Sache.
Ich weis für mich, dass ich nicht dauerhaft arbeiten gehe, ich habe jetzt wieder eine volle Stelle angefangen, die aber nur so lange geplant ist, bis wir
von 30 auf 50 Kühen aufgestockt und noch ca 10-15ha dazugepachtet haben.
Denn ich will ganztags Landwirtschaft machen und nichts anderes (liegt aber an meiner Einstellung).
Mal sehen wie sich alles entwickelt. Hätten wir nicht in 2007 auf Bio umgestellt, weis keiner, ob es den Betrieb heute noch gäbe.
Bio ist meiner Meinung nach eine gute Sache, man hat zwar geringere Erträge, aber man hat für den Ertrag im Vorraus auch weniger bezahlt.
Außerdem ist es zumindest für mich sehr interessant, wie man pflanzlich und maschinell den künstlichen Pflanzenschutz und Dünger ersetzen kann.
Daher feilen wir in den nächsten Jahren noch am Ackerbau und ich hoffe mal, dass wir es schaffen, dass wir mit 2 Familien von einem 75ha /50 Kuh Bio-Milchviehbetrieb leben können.

Gruß Sebastian


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04.03.2014 02:01
#14
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Geselle

Guten Morgen zusammen :-D

Wie Sebastian gesagt hat, gibt es solche uns solche Betriebe. Wir haben auch nur einen solch "großen" Maschinenpark weil bei uns eben alles nach der Arbeit/am Wochenende erledigt werden muss. Wie schonmal geschrieben hat ein guter Kumpel von mir (aktuell ~120 Fleckviehkühe bei 65ha Grünland und 25ha Ackerbau) keine größeren Maschinen als wir (25 Holsteinkühe, 17ha Grünland).
Es muss im Endeffekt jeder für sich selber wissen und ausrechnen was für ihn besser ist. Dabei kommt es natürlich immer darauf an, wie auch die aktuelle Situation in der Region ist! Biogas JA/NEIN (Flächenknappheit, astronomische Pachtpreise).

Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte mal ganz frech, dass gut geführte Nebenerwerbsbetriebe finanziell besser dastehen als Vollerwerbsbetriebe (also Nettolohn für den Betriebsleiter!). Wieso?
-Weil schonmal das ganze Versicherungsgedöns (Krankenversicherung, Rentenversicherung etc. pp) vom Arbeitgeber mitgetragen wird, was bei dem VE-Betrieb NICHT der fall ist. Und bei einer 4-Köpfigen Familie sprechen wir hier mal von locker 1000€ oder mehr!
- Weil das Einkommen aus dem anderen Beruf auch mal Einkommensverluste aus der Ldw abfedern können (Stichwort Spezialisierung von Alfred). Denn wieso gibt es Landwirte die von ihrer Molkerei verlangen das Milchgeld nicht mehr monatlich sondern 14-tägig auszuzahlen?
- spielt bei Vollerwerbslandwirten auch der Nachbar eine große Rolle (Wenn der Nachbar letztes Jahr nen 516er gekauft hat, brauch ich dieses Jahr unbedingt nen 716er). Den meisten Nebenerwerbsbetrieben ist das, auf gut Deutsch gesagt, komplett Latte! Klar, es gibt wohl auch welche die auf "Moderne" Technik Wert legen, dies ist dann aber meistens in der Futtererntetechnik (Mähwerk, Schwader) und nicht bei den Traktoren (die meisten mir bekannten NE-Landwirte hier in der Region haben keinen Traktor der neuer als 10 Jahre ist). Und eben dieses (zumeist in Gelbe, Rote oder Silberne Felgen angelegte) Geld fehlt dann wieder für andere Dinge (Merke: Geld dass in der Garage steht, ist nicht mehr auf dem Konto!).

O.g. Kumpel hat z.B. vor 4 Jahren seinen Stall umgebaut/erweitert und ich glaube nicht, dass er arg viel Geld von der Bank hat aufnehmen müssen, eben weil die Jahre davor sehr sehr sparsam gewirtschaftet wurde (neuester Traktor ein 411 BJ 00, neueste Maschine ein Claas FMW, BJ 2004).

@ Sebastian: Ich glaube dass du von dem Betrieb mehr als gute leben kannst! Achte auf ein gutes Grundfutter (regelmäßige Grünlandnachsaat, auskämmen der Gemeinen Rispe etc.), da hast du schon viel gewonnen!

Ich brauche keinen Hut, mein Trac hat schon 6 Zylinder :-)

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04.03.2014 12:47
#15
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Profi

Hallo,
letztendlich muß jeder für sich und seinen Betrieb entscheiden ob er in den Vollerwerb oder Nebenerwerb geht.
Bei beiden Betriebsformen muß ich erst investieren um auch Wirtschaften zu können. Und da geht es dann darum womit ich mein Geld verdiene. Bei der Tierhaltung wird das Geld im Stall verdient. Da sind neuste Haltungsformen schon sehr wichtig denn das spiegelt sich auch im Betriebsergebnis wieder.
Futter braucht das Vieh. Und es müssen Flächen für die Gülle oder Mist vorhanden sein. Die zu bewirtschaften liegt dann bei jeden selbst mit was für Maschinen und in welcher Zeit. Je mehr Zeit auf dem Acker verbracht wird um so weniger Zeit ist für den Stall übrig. Je kleiner der Betrieb ist um so schwieriger wird es die neusten und modernsten Maschinen abzubezahlen. Da muß schon so manche Kuh für gemolken werden um den neusten Schlepper zu bezahlen. Daher wird im Nebenerwerb auch viel Maschinen aus dem Gebrauchtmarkt eingesetzt. Bei den Vollerwerbern mit sehr guten Betriebsergebnis sieht es mittlerweile so aus das sie öfter vor der Entscheidung stehen in neue Ställe oder neue Maschinen zu investieren. Da sonst die Abschreibung den Betrieb auffrist. Und bevor noch mehr Steuern gezahlt werden dann lieber Investieren.
Was ich für Quatsch halte ist genau zu sagen ab was für eine Betriebsgröße ein Betrieb Vollerwerb sein soll und ab wann Nebenerwerb. Das muß jeder selbst für sich Entscheiden mit was für ein Einkommen er zufrieden ist aus der Landwirtschaft. Was ich nicht verstehe ist das der Nebenerwerbsbetrieb als Hobbylandwirtschaft bezeichnet wird. Da ich Buchführungspflichtig bin laß ich mir auch jedes Jahr ein Horizonztalvergleich erstellen um zu sehen wo ich überhaupt mit meinem Betrieb stehe. Im Durchschnitt der Jahre liegt mein Betrieb im oberen Drittel. Da sind so manche Vollerwerber doch am schwächeln. Hobbylandwirtschaft ist wenn Betrieblich nichts verdient wird.

Gruß Uli


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